Arsch hoch, sonst alles im Arsch?

Das Buch war fest geplant: Wir wollten Menschen bewegen, endlich ihren Arsch hoch zu kriegen. Aufschieberitis adé. Jürgen, Vorzeigeunternehmer und großartiger Projektplaner und ich als Coach und Autor. Die Planung war schnell gemacht, wir hatten Stoff ohne Ende.

Text von Georg Rittensteig,
Herzenstexter und Autor

(c) Ruperta M. Steinwender

Um es gleich vorwegzunehmen: Wir haben das Buch bis heute nicht gemacht.
Nun plagt uns das schlechte Gewissen. Große Klappe und kein Buch. Es fühlt sich einfach nicht gut an, das Buch nie wirklich gemacht zu haben. Und ich wette, du kennst das. Wie oft hast du den Arsch nicht hochgekriegt und dich dann hinterher geärgert? Da wackelt ein zauberhafter Hintern vor deiner Nase und du kriegst den Arsch nicht hoch. Wird schon von selbst an der Tür klingeln und in dein Bett schweben.

 

Am besten alles vorgekaut

Was passiert: Der zauberhafte Hintern klingelt tatsächlich. Nur nicht an deiner Tür. Das gilt für Begegnungen, wie auch für Projekte, Ideen und die Rettung der Welt. Warum ist das so, warum kriegen wir so oft den Arsch nicht hoch? Sind wir tatsächlich zu faul, zu sehr den Pizza-Service gewohnt, der am besten den Mampf auch noch vorkaut? Die möglichen Antworten schmecken in etwa so lecker wie feuchte Socke auf kalter Pizza:

WIR SIND ZU SATT, um den Arsch noch hoch zu kriegen. Es ist nicht immer gleich die Faulheit, die uns abhält. Nein, wir sind schlicht satt. Wir haben genau genommen alles. Und da fehlt leicht einmal der Druck, um Gas zu geben.

WIR HABEN ZUVIEL ANGST VOR DEM ERGEBNIS, um den Arsch hoch zu kriegen. Besonders der reizvolle Hintern zeigt uns diese Angst: Es ist die Angst vor der Abfuhr, die uns nicht handeln lässt. Gilt aber auch in Projekten: Was, wenn es schief-geht? Da machen wir doch lieber nichts, dann kann es auch nicht schiefgehen. Und dann ist da noch die Angst vor dem Erfolg: Was, wenn es dieses Mal funktioniert? Was, wenn es gut geht? Dann ist mein Selbstbild vom Versager, von der Versagerin, im Arsch. Übrigens ist diese Angst auch oft die Wahrheit hinter der beliebten Prüfungsangst.

Frage mal jemanden, was sie oder er wirklich will im Leben.

WIR MACHEN ES NUR FÜR DIE ANDEREN, weshalb wir den Arsch erst recht nicht hochkriegen. Weil andere es wollten, haben wir etwas in Angriff genommen. Wir tun nur so, als wollten wir es auch. Also ACT!en wir, spielen eine Rolle und tun so, als ob. Und das ist selten eine gute Motivation.

WAS WIR WIRKLICH WIRKLICH WOLLEN, hält uns davon ab, den Arsch hoch zu kriegen.  Frage mal jemanden, was sie oder er im  Leben wirklich wirklich will. Da brauchst du nur drei Minuten Zeit. Es kommt selten etwas, außer Ausreden. Frage, was sie nicht wollen und du brauchst drei Stunden Zeit. Da kommt Stoff ohne Ende. Unbewusst wissen wir, was wir wirklich wollen. Tatsächlich. Aber den Mut dazu haben wir nur selten. Zu sein, wie wir wirklich sind. Und dafür dann auch noch den Arsch hochkriegen? Also ACT!en wir lieber cool durch die Gegend, Hauptsache, man ist angesagt und eckt nicht an.

Warum Jürgen und ich den Arsch damals nicht hochgekriegt haben? Ich weiß es nicht. Ich muss darüber nachdenken. Die Tage einmal…