10 Fragen an eine Drag Queen…

… die du schon immer stellen wolltest.

Im Gespräch mit Tamara Mascara.

Drag Queen Tamara Mascara am Tuntenball 2015. (c) Marija Kanizaj

Tamara Mascara am Tuntenball 2015. (c) Marija Kanizaj

Die Wienerin Tamara Mascara (30) ist Drag Queen, DJane und Modedesignerin. Sie ist Mitveranstalterin der größten Gay-Party Österreichs, „The Circus“ und gern gesehener Gast am Grazer Tuntenball.  Im Jahr 2017 vertrat Tamara Mascara Österreich als queeres Aushängeschild auf der Gay Pride in Tokio. Mit ihren Burlesque-Shows tritt sie unter anderem in Paris auf, und sogar Ikone Amanda Lepore besitzt ein Korsett aus dem Hause der Dragqueen.

Hier beantwortet uns die Tuntenball-Patronesse zehn brennende Fragen.

Willst du eine Frau sein?

Frauen sind großartig, aber nein. Ich möchte keine Frau sein. Es ist ein großer Unterschied zwischen der Performance als Drag Queen und Transsexualität.

Wie lässt du deine „Juwelen“ verschwinden?

Ihr wollt wissen, wie ich meine Juwelen verschwinden lasse?  Dazu hab ich sogar schon ein Video gemacht.  Am Tuntenball habe ich es dieses Jahr relativ einfach, weil ich <<Achtung Spoiler>> einen langen schwarzen Rock trage. Darunter trage ich einfach eine Tucking Panty – das ist enge Unterwäsche aus festen Stretchstoff. Die presst alles gut weg.

Kann man auch Drag machen, wenn man nicht fett Kohle hat?

Wer unbegrenztes Budget hat, hat es natürlich einfacher. Mit genug Kleingeld kann man sich die besten Visagisten, Kostümbildner, die schönsten Schuhe und Echthaarperücken leisten. Ist man keine Natural Beauty und hat nicht das große Geld wird’s schwieriger. Aber es muss nicht immer der teure Dior Lidschatten sein. Das Teuerste ist nicht immer das Beste. Man muss halt etwas mehr recherchieren und nachdenken, wenn man low Budget hat. Drag braucht nicht das große Geld, aber Hausverstand.

 

 

Fühlst du dich ohne Make Up hässlich?

Meine „ungeschminkte“ Haut ist ja ein wenig aufgepimpt mit Concealer und Puder. Ich fühle mich aber wohl ohne Make Up. Überhaupt ist es mir in meiner gesamten Karriere erst zwei Mal passiert, dass ich ohne Abschminken eingeschlafen bin. Egal in welchem Zustand ich heim komme: Abschminken ist key! Nachwuchstalente müssen sich diese goldene Regel einprägen. Unsere Haut braucht Regenerationsphasen, ansonsten bekommt man von dem schweren Make up nur verstopfte und riesige Poren – da fühlt man sich ohne Make Up bestimmt nicht wohl.

Was turned Tamara Mascara an?

Mit Drag Queens hatte ich noch nie was, also kein „kai kai“. Und an Frauen bin ich nicht interessiert… No way, ich bin wohl einer der wenigen ganz, ganz schwulen Menschen. Und außerdem bin ich glücklich vergeben, sorry!

Tamara am Tuntenball 2017 (c) Andy Joe

Tamara am Tuntenball 2017 (c) Andy Joe

Was willst du als Drag erreichen und wen nimmst du zum Vorbild?

Das ultimative Karriereziel ist wie RuPaul über Jahrzehnte hinweg relevant zu sein, Kooperationen mit großen Firmen einzugehen und Fernsehstar zu werden wäre auch nicht schlecht. Stiltechnisch sind der Inspiration wirklich keine Grenze gesetzt die kann man sich überall holen. Es müssen nicht immer Personen Vorbilder sein, es können auch Jahrzehnte, Farben oder Kunstwerke sein.

Was hältst du von Rupauls Drag Race?

RuPauls Drag Race hat einen internationalen Trend ausgelöst der immer noch anhält. Ich spüre das beruflich – plötzlich buchen auch konservativere Firmen Drag Queens für Events.  Als ich mit Drag begonnen habe, sahen mich die Leute in Clubs nur komisch an und meinten sie mögen Drag nicht. Früher war ich die einzige im Fummel, mittlerweile sind wir mindestens drei auf jeder Schwulenparty.

Was stört dich an anderen Drag Queens?

Wenn  jemand einen total nuttigen Fummel anzieht und sich dann als Mauerblümchen präsentiert – da find ich es schade ums Outfit.  Die Frage ist immer „how you show it off“.

Natürlich gibt es auch für Drag Queens No-Gos, die hab ich aber vermutlich alle schon gebrochen. Der Tuntenball kann da auch so ein paar Lieder über mich singen. Ich bin sicher nicht die geziemtest Hausfrau in diesem Business und wer schon mal betrunken in der Ecke lag, sollte nicht mit Steinen werfen.

© Alexandra Thompson

Hat man als Drag Queen eine Verantwortung in der LGBTIQA Community?

Ich würde es unfair finden zu sagen, dass eine Drag Queen, nur weil sie sichtbarer durchs Leben geht, zu mehr Verantwortung verdammt ist, als Andere sie haben. Ich glaube, dass nicht nur die Menschen die selbst in der Community sind, eine Verantwortung gegenüber der LGBTIQA Community haben. Gleichstellung und Wertschätzung betrifft uns alle.

Was hält eigentlich die Familie von Raphael von Tamara?

Ich hab mich schon als Kind ständig verkleidet und sechs Jahre Ballett an der Staatsoper getanzt. Insofern waren meine Eltern schon darauf vorbereitet, dass ich Richtung Performance, Tanz, Kunst und Kostüm gehe. Ich bin irrsinnig dankbar, für die Akzeptanz, die ich erleben durfte. Das ist nicht selbstverständlich. Statt „Hurra, du bist wunderschön im Fummel!“ könnte es natürlich auch heißen „Das was du machst ist nicht normal und uns peinlich!“. Raphael und Tamara haben großes Glück.