Nackte Brüste, bunter Vollbart und eine Motorsäge: Die Performance von „Eric big Clit“ zog auf der Bühne alle Blicke auf sich. Als Dragking kämpfte er am 24. November in der Generalmusikdirektion um den Titel Mister Tuntenball 2019. Wie es für ihn war? „Eine unglaubliche geile Erfahrung und Ehre zugleich.“ Wir verraten euch mehr zu Eric, dem ersten Dragking in Graz, der auch beim heurigen Jubiläumsball zu sehen sein wird.
Von Lena Notter
Queer, genderfluid, pansexuell
Obwohl Eric an diesem Abend als Kunstfigur auftrat, ist er auch abseits der Bühne ein Bestandteil von Alice – genau genommen Alice Eric Moe. Geschlechter spielen in ihrem Leben keine große Rolle, ihre sexuelle Orientierung und Zugehörigkeit richtet sie ebenfalls nicht danach aus. „Wenn ich Lust auf Bart habe, dann gehe ich auch raus und trage Bart“, erklärt Alice, die sich selbst als pansexuell bezeichnet und ihre Sexualität nicht von Geschlechtern und Identitäten abhängig macht. Ganz nach dem Motto „Celebrate Diversity“ setzt sie sich für Offenheit, Gleichstellung und sexuelle Freiheit ein. Genau das zeigt sie auch in ihren Werken als Postporn-Künstlerin, eine alternative Branche zum Mainstream-Porn. Die Akzeptanz in der Gesellschaft fehle aber häufig dazu.
Skandal?
Komische Blicke in der Öffentlichkeit und gesperrte Socialmedia-Beiträge sind häufig die Antwort auf ihren offenen Umgang mit Sexualität. Den Kampf gegen Diskriminierung hat die gebürtige Salzburgerin schon früh begonnen. Im Alter von 13 Jahren outete sie sich erstmal vor ihrer Familie und Freunden als bisexuell, mit 27 dann erneut als pansexuell.
„Anstelle von Verständnis, erhielt ich Korrekturmaßnahmen. Die Zeiten waren damals noch andere”, beschreibt Alice Rückschläge, die ihren Weg bis heute zeichnen. Zuletzt als sie ihren Beruf als Sozialarbeiterin verlor, da sie im Fernsehen über ihre Werke in der Postporn-Branche sprach. Auch der ORF weigerte sich beim Dragrace ihren wahren Künstlernamen „Eric big Clit“ im ausgestrahlten Beitrag zu zeigen. Die Andeutung auf Klitoris sei den ZuseherInnen dann doch nicht zumutbar. Ein echter „Skandal“ eben.
„Es ist noch viel zu tun“
Auch wenn diese Vorfälle seltener werden und die Akzeptanz – oder zumindest die Gleichgültigkeit – laut Alice in der Gesellschaft zunehmen, ist sie klar der Meinung, dass noch viel Arbeit nötig sei, bis diese sexuelle Freiheit tatsächlich zur Normalität werde. „Meine Brüste zu zeigen und über Dinge wie meine Klitoris zu sprechen, ist für mich menschlich und natürlich“, sagt sie rückblickend auf ihren Auftritt.
Die Idee der Kunstfigur entstand auf Reisen durch New York, beim Dragrace in Graz fand der erste Auftritt statt. Auch wenn es für den Einzug in das Finale nicht ganz reichte, hat Eric noch viel vor. Der Besuch beim Tuntenball presented by T-Mobile gehört definitiv dazu, wo auch ein Auftritt in der Langen Galerie folgt. Drag sei für sie nun ein weiteres wichtiges Element, um genau das zu leben und zu zeigen, was man wirklich ist. Wir freuen uns darauf!