Saliva Deepstollen ist Dragqueen, aber nicht nur. Sie ist Finalistin im schillernden Kampf um den Titel der Miss Tuntenball 2019. Mit ganz viel Herzblut und Fantasie.
Von Johanna Egger
Girls can wear jeans and cut their hair short
Wear shirts and boots ‚cause it’s okay to be a boy
But for a boy to look like a girl is degrading
‚Cause you think that being a girl is degrading
But secretly you’d love to know what it’s like wouldn’t you
What it feels like for a girl
– Aus: What it feels like for a girl von Madonna
Der Mann hinter Saliva Deepstollen konnte sich schon lange vor dem Schaffen seiner Kunstfigur mit den ersten Zeilen des Madonna Songs identifizieren. „Meine Schwester hat den Song früher immer gehört. Und ja: Der sagt eigentlich alles. Der beschreibt Drag.“
Popklänge und sein Freund waren also die Geburtshelfer der Dragqueen Saliva Deepstollen. Saliva, wie Saliva, Speichel. Deepstollen, weil es nicht viel deeper geht. „Ich wollt noch was furchtbar cleveres im Namen und da sind mir Pleonasmen aus dem Deutschunterricht wieder eingefallen. Also Doppelworte, ohne echte Information. Wie ein tiefer Stollen – ein Stollen ist immer tief.“
Vor drei Jahren am Tuntenball gab sich der gebürtige Oberösterreicher erstmals als Dragqueen. Im letzten Jahr ist Saliva Deepstollen in der konstruierten Frauenrolle durchaus professionell geworden. Drag bedeutet für sie vor allem ein Erlebnis: Sich selbst als Frau zu erleben, optisch wie mental. „Es gibt da einen Punkt beim Schminken, an dem die Männlichkeit plötzlich switched. Der Punkt, an dem man sich als Drag fühlt.“
Der Sieg im Kampf um den Titel ist für Deepstollen dabei nicht so wichtig. Gewinnen wäre natürlich schön, am Parkplatz lauere sie aber keinem deshalb auf. Viel wichtiger sei ihr, dass bei ihrer Performance alles so hinhaue, wie sie sich das ausgedacht hat. „Als Finalistin dabei zu sein, ist einfach geil. Ich war noch nie mit so viel Herzblut bei einer Sache“, erzählt sie lächelnd.
Dabei gehe es für sie am Tuntenball presented by T-Mobile gar nicht so sehr ums sehen und gesehen werden. Der Tuntenball ist eben nicht der Liveball, er ist nicht etepetete, nicht protzig, nicht so prestigeträchtig. Vielmehr er ein Raum der Neuerfindung und des Ausprobierens, zelebrierte Vielfalt und eine Nacht, in der alle vor allem eines wollen: Fun, Fun, Fun.